
Erinnerung erfahrbar machen: Neuer barrierefreier 360°-Rundgang an der KZ-Gedenkstätte Dachau
Mit dem Projekt „Panoramen der Erinnerung“ ist an der KZ-Gedenkstätte Dachau ein digitales Angebot entstanden, das neue Wege in der Erinnerungskultur geht. Der interaktive 360°-Rundgang ermöglicht es Nutzer:innen, das Gelände der Gedenkstätte digital zu erkunden – intuitiv, visuell eindrucksvoll und mit einzigartig kuratiertem Inhalt.
Ziel des Rundgangs ist es, einen niedrigschwelligen Zugang zu einem schwierigen historischen Ort zu schaffen. Besonders für Jugendliche, Schulklassen und Bildungseinrichtungen bietet die Anwendung eine Möglichkeit, sich bereits im Vorfeld eines Besuchs mit den räumlichen Gegebenheiten und der Geschichte des ehemaligen Konzentrationslagers auseinanderzusetzen. Ergänzt wird der Rundgang durch pädagogisches Begleitmaterial, das für den Unterricht oder die außerschulische Bildungsarbeit eingesetzt werden kann.
Ein besonderer Fokus lag auf Barrierefreiheit: Die digitale Umsetzung soll auch Menschen den Zugang ermöglichen, denen ein Besuch der Gedenkstätte vor Ort aus gesundheitlichen, räumlichen oder sozialen Gründen nicht möglich ist. Während bestimmte Bereiche des Geländes nicht vollständig barrierefrei zugänglich sind, bietet der digitale Rundgang eine inklusive Alternative.
Digitale Barrierefreiheit ist kein Bonus, sondern Pflicht
Barrierefreiheit im Web ist längst kein „Nice-to-have“ mehr – sie ist gesetzlich verankert, ethisch geboten und in einer digitalen Gesellschaft schlicht notwendig. Websites und digitale Inhalte sollten so gestaltet sind, dass sie von allen Menschen genutzt werden können – auch von Menschen mit Behinderungen. Dazu gehören z. B. gut lesbare Texte, Alternativtexte für Bilder, ausreichende Kontraste und eine Bedienung per Tastatur oder Screenreader. So können auch Menschen, die schlecht sehen, keine Maus nutzen oder kognitive Einschränkungen haben, problemlos navigieren und Inhalte erfassen. Ziel ist es, allen den gleichen Zugang zu Informationen und Funktionen zu ermöglichen.
Immer wieder zeigen uns Kunden KI-basierte Tools wie UserWay, accessiBe oder EqualWeb, die Webseiten auf Knopfdruck barrierefreier machen wollen. Klingt verlockend – ist aber häufig nur eine technische Illusion von Inklusion.
Wir haben uns in diesem Projekt bewusst gegen solche Werkzeuge entschieden. Stattdessen haben wir eine barrierefreie Version unserer 360° Tour individuell entwickelt. Warum? Es sind viele einzelne Gründe, an denen wir Euch teilhaben lassen – denn jeder muss das selbst entscheiden.
Was KI-Tools leisten – und was nicht
Tools wie UserWay oder accessiBe bieten oft kleine, einblendbare Widgets, mit denen Nutzer:innen Kontraste anpassen, Schriftgrößen verändern oder die Seite vorlesen lassen können. Die Tools scannen außerdem den Code der Seite und „reparieren“ Barrierefreiheitsprobleme – scheinbar automatisch. Doch bei genauerem Hinsehen wird klar:
❌ Das Problem bleibt im Code
Diese Tools legen sich wie ein Filter über die Website, ohne deren HTML-Struktur tatsächlich zu
verändern. Das bedeutet:
- Screenreader sehen denselben unstrukturierten Code wie vorher
- Wichtige Semantik (z. B. Überschriften-Hierarchien) fehlt weiterhin
- Barrierefreiheit wird nur simuliert – nicht umgesetzt.
❌ Datenschutz? Problematisch.
Viele dieser Tools laden externe Skripte, etwa von Servern in den USA. Damit greifen sie auf IP- Adressen und unter Umständen andere Daten zu – und das oft, bevor Nutzer:innen ihre Zustimmung gegeben haben. Ein klarer Verstoß gegen die DSGVO, wenn keine Schutzmaßnahmen getroffen werden.
❌ Rechtssicherheit: Fehlanzeige
Einige Tools werben mit WCAG- oder ADA-Konformität – können diese aber nicht garantieren. Denn ohne echte, im Code verankerte Struktur sind gesetzliche Anforderungen (z. B. in Deutschland durch das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz oder in der EU durch die Richtlinie 2016/2102) nicht erfüllt. In den USA gab es bereits Klagen gegen Webseiten, die sich auf solche Tools verlassen haben – mit dem Ergebnis, dass sie nachbessern mussten.
❌ Übersetzungen und KI Training: Geschmackssache
Bei sensiblen Inhalten wie den Texten zur Gedenstätte KZ Dachau wollte das Team keine automatische KI-Übersetzung verwenden, sondern die Texte vorab prüfen, um historische Genauigkeit und eine angemessene Sprache in allen Sprachen sicherzustellen. Zudem können sämtliche Texte für KI Trainigs verwendet werden – ob man das will oder nicht, muss jeder selbst entscheiden.
❌ Laufende Kosten: Bis zu 500,-€ / Jahr
Für das notwendige Jahresabo der KI-Tols fallen bis zu 500 € an. Wer langfristig plant, stellt schnell fest, dass sich dieser Betrag über die Jahre summiert und in der Gesamtkalkulation spürbar ins Gewicht fällt.
Unser Weg: Die beste Barrierefreiheit
Ehrlicherweise gibt es bei 360° Rundgängen keine sinnvolle 100% Barrierefreiheit, da sich interaktiv und barrieferei widersprechen. Ein interaktives 360° Grad Panorama lässt sich nicht für alle möglichen Eventualitäten von Behinderungen vorbereiten (Schriftgrößen verändern, Kontrast verstärken, einfache Navigation mit der Tab Taste.)
Deshalb haben wir uns entschieden, unseren 360° Rundgang möglichst barrierefrei von Grund auf richtig zu bauen. Das Ergebnis: eine 360° Tour, die für alle funktioniert – unabhängig von körperlichen, visuellen oder kognitiven Einschränkungen. Und das dauerhaft, ganz ohne Drittanbieter.
Warum sich der Aufwand lohnt
Natürlich kostet eine eigene barrierefreie Umsetzung Zeit und Know-how. Aber sie bringt echte Vorteile:
Zukunftssicherheit: Unsere Lösung erfüllt gesetzliche Vorgaben.
Unabhängigkeit: Keine laufenden Lizenzkosten oder externen Abhängigkeiten.
Datenschutz: Volle Kontrolle über alle Inhalte und Datenflüsse.
Qualität: Ein barrierefreier Aufbau verbessert ganz nebenbei auch die Usability, SEO und mobile Darstellung – für alle Nutzer:innen.
Unser barrierefreies Vorzeige-Projekt: Panoramen der Erinnerung
Unser interaktiver barrierefreier Rundgang durch die Gedenkstätte Dachau macht Geschichte auf eindringliche Weise erlebbar.
Er führt zu Orten, an denen unvorstellbares Leid geschah – und lässt mit ausführlichen Hintergrundinformationen sowie bewegenden Erinnerungen von ehemaligen Häftlingen die Vergangenheit lebendig werden.
Ein digitales Zeitzeugnis, das sichtbar macht, was nie in Vergessenheit geraten darf.
Fazit: KI kann unterstützen – aber nicht ersetzen
KI-gestützte Tools wie UserWay oder accessiBe sind schnell installiert – und genau das ist das Problem. Sie vermitteln ein falsches Gefühl von Sicherheit und Inklusion, das im Zweifel nicht trägt. Echte Barrierefreiheit entsteht nicht durch ein Widget – sie entsteht im Quellcode, im Designprozess und im Verständnis für die Vielfalt der Nutzer:innen.
Wer Inklusion ernst meint, muss sie auch technisch ernst nehmen.
Kontaktieren Sie uns – wir beraten Sie gerne zu Ihrem individuellen Projekt.
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